Interessensgruppe Liquor(zell)diagnostik

PLATTFORM LIQUORZELLEN IM FLUSS

 

Unser Motto: Liquorzellen sind cool

Liquorzellen sind eine spezielle Selektion weniger, jedoch hochkompetenter Immunzellen aus dem peripheren Blut, großteils T-Lymphozyten und einige Monozyten, die in den Liquorraum einwandern, um unser ZNS immunologisch zu überwachen. Liquor cerebrospinalis, das sogenannte Nervenwasser, ist eine glasklare Flüssigkeit, wird vom Plexus Choroideus aus dem Blut in die ZNS-Ventrikel ultrafiltriert, und umfließt im Subarachnoidalraum der Leptomeningen das gesamte ZNS von Kopf und Rückenmark.

Entzündliche ZNS Prozesse, die erregerbedingt, immun-mediiert oder tumor-assoziiert sein können, führen zu einer Rekrutierung von Immunzellen aus dem peripheren Blut in die Meningen und den Liquor, wo sie lokal aktiviert, intrathekale adaptive Immunantworten zur ZNS Verteidigung oder im Kontext autoimmuner Prozesse vorantreiben können. Die exakte Zusammensetzung der jeweils beteiligten Immuneffektor-Populationen ist bis heute vielfach ungeklärt, und somit ein differentialdiagnostisch und prognostisch wichtiger Baustein suboptimal genutzt.

Mit der breiten Verfügbarkeit moderner Durchflusszytometer, und den sich rasant weiterentwickelnden Technologien von Massenzytometrie bis hin zu auf NGS-basierenden single-cell Technologien (CITE-seq/Ab-seq), die eine hochdifferenzierte (deep) Immunophänotypisierung ermöglichen, hat auch die Untersuchung und Charakterisierung der Liquorzellen an Bedeutung gewonnen und Aufschwung bekommen. Dies inkludiert auch methodische Weiterentwicklungen zur Stabilisierung und Kryokonservierung, um Liquorzellen fit für die Zukunft zu machen.

In diesem Sinne, ein herzliches Willkommen an alle Liquor-Interessierten in Diagnostik und Forschung, die in der labordiagnostischen Routine von Zellzählung und zytomorphologischer Untersuchung und darüber hinaus mit Liquorzellen arbeiten oder in Zukunft zu arbeiten gedenken. Zweck und Ziel unserer Plattform ist, (Basis-)Wissen im Umgang mit Liquorzellen zu teilen, Erfahrungen und Protokolle insbesondere der Liquor-Durchflusszytometrie auszutauschen und methodische Weiterentwicklungen zu diskutieren.

Denn – so hochrelevant Liquorzellen als Zeugen entzündlicher ZNS Prozesse sind, so sind sie auch ein sehr schwieriges Untersuchungsmaterial – physiologisch sehr, sehr wenige und noch dazu instabil, sobald ex-vivo. Spezielle Kenntnisse und Erwägungen hinsichtlich Probenvolumen, Probentransport-Logistik, und Probenverarbeitung sind unumgänglich; Konsens-Protokolle sind Mangelware.

Diese Komplexität soll jedoch weder Quelle für Unsicherheiten und Fehler sein, und auch kein Hindernis, die Zellen des Liquors erforschen zu wollen. Die Liquorzelle also doppelt im Fluss – im zeitlichen Fluss der Entwicklung sowie im tatsächlichen Fluss der diversen Fluidics-Systeme.

 

Kontakt:

 
Dr.in rer. nat. Catharina C. Groß, Klinik für Neurologie mit Institut für Translationale Neurologie, Universitätsklinikum Münster (Catharina.Gross@ukmuenster.de)
 
Priv.-Doz.in Dr.in rer. nat. Andrea Harrer, Universitätsklinik für Neurologie der PMU, Uniklinikum Salzburg (a.harrer@salk.at)